TDas Masticha aus Chios ist ein Produkt des Baumes Pistachia Lentiscus Var. Masticha wächst nur im Süden der Insel. Die Geschichte des Masticha ist sehr alt und kann bis in die klassische Zeit zurückverfolgt werden.
Viele antike griechische Autoren wie Plinius, Dioscourides, Galenos, Theophrastus, Apollodorus und Hermolaus erwähnen es wegen seiner heilenden Fähigkeiten. Die medizinischen Inhaltsstoffe des Mastiha waren Hippocrates und wohl auch den römischen Frauen bekannt, die Zahnstocher aus Mastiha benutzten, um ihre Zähne zu säubern.
Dioscourides erwähnt, dass die Bewohner Chios' Öl aus Mastiha produzierten, das zur Linderung verschiedener Krankheiten in der Lage war.
Insbesondere eine Pflanze macht die chiotische Flora so bedeutend: Es ist der sogenannte Masticha-Baum, der "Mastic lentisk". Dieser wundersame und immergrüne Baum wird auch Schinos genannt. Er wächst nur auf der Insel Chios und wird hier besonders in den 21 Dörfern des Südens der Insel kultiviert (obwohl er auch in einigen anderen Teilen der Insel zu finden ist). Der Masticha-Baum ist eigentlich ein kleiner Busch mit weit von sich reichenden Ästen, einem leicht oder richtig dunklen Stamm - entsprechend dem Alter des Baumes - und unregelmäßigen Einkerbungen, aus denen Mastich gewonnen wird. Der Baum braucht gutes Wetter und eine spezielle Bodenbeschaffenheit, wie die der kreidigen Inseln, die nur weinig Feuchtigkeit im Boden speichern. Die Durchschnittshöhe eines Baumes beträgt 2 bis 3,5m, er beginnt ungefähr im Alter von 5 bis 6 Jahren das Masticha zu produzieren. Heute wird das Masticha von der EEC geschützt, auch als Markenname.
Aber warum ist das Masticha so wichtig für Chios? Das Masticha war für eine lange Zeit das Hauptexportprodukt von Chios und war damit für die ekonomische und soziale Entwicklung von Chios für eine sehr lange Zeit, die bis heute reicht, verantwortlich. Heute verdienen fast 5.000 Familien ihr Geld damit, dass sie das Masticha kultivieren und es vor allem in arabische Länder exportieren. In der Vergangenheit war dieses Produkt immer eng mit der Geschichte der Insel verknüpft. Seine Bedeutung machte die Insel zum Ziel der Eroberer. Deswegen sind auf Chios viele Dörfer auch heute noch wie Festungen gebaut, so dass sowohl die Einwohner als auch das kostbare Produkt vor Plünderern geschützt waren. Dank des Masticha hat Chios aber zum Beispiel während der Genovesischen und Türkischen Belagerungen einige Privilegien erhalten.
Wann genau der Anbau des Masticha begann ist bis heute unbekannt. Die ältesten Erwähnungen des Mastich finden sich bei Herodot im 5 Jhd. v. Chr.. Plinos, Dioskouridis, Gallinos und Theofrastos und viele andere erwähnen ihn ebenfalls. Die Menschen im antiken Griechenland benutzten ihn zuerst als Kaugummi, um die Zähne weiß zu halten. Während der Römischen Zeit wurden daraus Zahnstocher hergestellt und die Produkte des Mastichabaumes wurden bis in die Harems der Araber exportiert. Der Legende nach, hat jedoch der der Schina-Baum angefangen zu weinen, als der Heilige Isidoros als Märtyrer von den Römern im Jahre 250 n. Chr. hingerichtet wurde. Dies ist genau die Zeit wenn der Anbau des Masticha auf der Insel nachgewisen werden kann.
Das Masticha scheint seit der Antike für seine heilende Wirkung, sein Aroma und seine ätherischen Öle bekannt zu sein. Dieses Naturprodukt hat wahrlich eine Menge von Eigenschaften und ist deswegen auch vielfältig zu gebrauchen: Es ist der ganzen medizinischen Industrie auf der ganzen Welt für seine cholesterinabsorbierende Wirkung bekannt, es wirkt antibakteriell, kann als ein orales Antiseptikum eingesetzt werden, es unterstützt die Verdaung, heilt Wunden und hat sich sogar als gut gegen Magenkrebs erwiesen. Abgesehen von dem wird es auch in den Destillerien eingesetzt, um Masticha-Likör und Ouzo mit Mastich-Geschmack (mastichato) zu gewinnen. In der Küche kann es für Kochen und Backen gebraucht werden (Kekse, Eis, Kuchen...). Schliesslich kann es auch als einer der Bestandteiel von Zahnpasta, Schampoo, Parfüm... benutzt werden.
Die Verarbeitungstechnik des Masticha heute ist immer noch die traditionelle: Kendos. Dazu werden viele Menschen, viel Zeit und harter Arbeit gebraucht, so dass am Ende das Masticha wertvoller und von besserer Qualität ist. Die anstrengende Arbeit - es sind viele unterschiedliche Schritte - beginnt im Juni und und dauert bis zum Ende des Septembers an.
Der Tag beginnt früh für die Masticha-Bauern. Noch ehe die Sonne aufgeht besteigen sie ihre Esel und machen sich auf den Weg zu ihren Feldern (dies ist ein sehr malerischer Anblick). Angemessen angezogen und gut ausgerüstet eilen sie, um der Sonne zuvorzukommen, deren Gegenwart sie zu vermeiden suchen.
Bevor die Arbeit startet wird der Boden um jeden Masticha-Baum gesäubert und geebnet. Die Stämme werden ebenfalls gesäubert, angekratzt und abgetrocknet. Der Boden wird während der chomatisma mit Lehm bedeckt, so dass die Tränchen sauber bleiben und schneller trocknen, wenn sie auf den Boden fallen. Diese Arbeit ist besonders in den Gegenden mit rotem Staub wichtig, weil der weisse Ton beim Säubern sehr leicht vom Masticha zu trennen ist. Danach machen die Bauern einen archeförmigen Einschnitt von 2 bis 4 cm Tiefe in den Stamm des Baumes. Diese sehr delikate Arbeit wird mit einem schmalen Hammer, dem Kentitiri, durchgeführt. Der Heilungsprozess des Baumes ist abgeschlossen noch ehe die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Wenn die Tränen des Baumes geronnen sind, benutzen die Bauern das timitiri, um auch den kleinsten der wertvollen Kristalle zu sammeln. Wenn die Bauern ins Dorf zurückkehren, leben die Straßen auf: Dann nämlich beginnt das tahtarisma, das Säubern der Kristalle mit Seife und kaltem Wasser und das Trocknen und Kratzen der Mastichatränen. Zum Schlus wird das Masticha zu speziellen Laboren gebracht, wo es endgültig darauf vorbereitet wird mit seinem großartigen Geschmack und Geruch auf den Markt und in unsere Häuser zu kommen.
Wie auch immer, aber der Zauber von Masticha kommt nicht von seinem Geschmack, seiner Einzigartigkeit oder seinem aufwendigen Anbau. Ohne jeden Zweifel liegt sein Zauber in dem ganzen sozialen Ereignis, das seine Verarbeitung und Vermarktung mit sich bringt. Besuchen Sie die Masticha-Dörfer während der Ernte und Sie werden die Geschichte der Insel und die Wärme der Menschen, die Sie hier auf jeder Ecke treffen, fühlen.