Im Norden des heutigen Stadtzentrums, nahe des Hafens, liegt die Burg von Chios. Die Befestigungsanlage wurde im byzantinischen Zeitalter im 9. Jahrhundert n. Chr. erbaut. Nach seiner partiellen Zerstörung in den Kriegen wurde es in der genuanischen Periode im 15. Jahrhundert repariert. Zunächst umfasste es die ganze Stadt Chios, im Laufe der Jahrhunderte expandierte die Stadt aber weit über die Mauern der Anlage hinaus bis zu seiner heutigen Größe. Das Stadtwappen, drei Türme und ein Adler, ist bis heute in den Türmen und Mauern der Burg, die auch jetzt noch in einem guten Zustand ist, erhalten.
Zutritt zur Burg ermöglicht das südliche Zentral-Portal (Porta Maggiore), das die Venetianer 1694 wiedererrichteten. Nahe das Tores und einer Arcade, in einer in sich geschlossenen Fläche, befindet sich der Ioustiniani-Palast, ein sehenswertes Gebäude aus dem 15. Jahrhundert. Es ist komplett restauriert worden und bietet Besuchern als offene Ausgrabungsstätte einen Einblick in die wechselvolle Geschichte. Nicht weit entfernt befindet sich ein Gefängnis und die Begräbnisstätte von Kara Alis. Folgt man der zentralen Straße der Burg, kommt man an der St. Georgs-Kirche ebenso vorbei wie an den türkischen Bädern im nördlichen Teil. The Krya Vrysi (Kalte Quelle), eine etwa ebenerdige Zisterne, die in der Zeit genuanischer Besatzung gebaut wurde, gilt als eine der wichtigsten Einrichtungen der Burg. Ebenso bedeutend ist ein massiver Turm mit dem Namen "Kulas", der Türkische Turm.
Die erste architektonische Phase des Denkmals geht zurück auf das 9. oder 10. Jahrhundert. Die Tatsache, dass vom ursprünglichen Material nahezu nichts erhalten ist, macht eine genaue Datierung schwer. Durch Änderungen und Modifizierungen, Zerstörung und Reparaturen durch Genuaner, Venezianer sowie Türken vom frühen 14. Jahrhundert bis zum griechischen Unabhängigkeitskrieg entstand die heutige Form der Burg. Die Befestigungsanlage überstand mehrere Katastrophen. Zu nennen sind vor allem das Bombardement 1828 und das desaströse Erdbeben 1881. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie bei Bauarbeiten am heute noch bestehenden Dock im Hafen, das den Fährverkehr mit mittelgroßen Schiffen ermöglichte, im südlichen Teil beschädigt. Über die Jahre wurden bedeutende Hinweise für die Morphologie und die Geschichte des Forts durch Ausgrabungen ans Licht gebracht. Diese standen vor allem in Zusammenhang mit Neubauten in der Peripherie der Burg.
In Zusammenhang mit den letzten Restaurierungsarbeiten wurde die Fassade, im englischen "dark dungeon" genannt, gereinigt. Die Behausungen im Inneren wurden funktionstüchtig gemacht, der Haupteingang erneuert und die Dächer überarbeitet. Zudem wurden neuere Pflasterungen entfernt, um das alte Material freizulegen. Heute ist die Burg noch immer bewohnt.
Der zentrale Turm ist einer der vier Türme, die die Burg insgesamt zu Verteidigungszwecken besaß. Er ist rund und beinhaltet zwei Etagen, die über eine Wendeltreppe miteinander verbunden sind. Drei dieser vier Türme sind bis heute erhalten. Der vierte, auf der Seite der Burg gelegen, die heute dem Parkplatz angrenzt, wurde in der neueren Zeit unglücklicherweise zerstört. Einer der drei bestehenden Türme ist sehr speziell, hat er in seinem Inneren doch runde Räume. Ein Tunnel, parallel zum Weg außerhalb der Burg, verband in früheren Zeiten zwei Türme miteinander.
Der Besucher kann auch heute noch die Schießscharten des Turmes sehen. Von Innen sehen sie wie zwar wie Tunnel aus, betrachtete man sie jedoch von Außen sieht man nur kleine Öffnungen. Wenn man die Straße, die um das Schloss verläuft nimmt, kommt man am Eingang des Dorfschlosses an.
Die Hauptsraße vom Proskynima führt zur Nordwest-Seite der Burg, die den Namen Militas-Turm trägt. "Militas" kommt vom italienischen Wort "militare", Militär. Besser zu sehen ist der Turm von draußen. Der Name stammt daher, dass dieser Bereich vor allem von den Truppen genutzt wurde, um zur Seeseite nach Feinden Ausschau zu halten.
Zum Verständnis der Burg ist es notwendig, sich mit der Funktion des Turmes, der vor allem Verteidigungszwecken diente, auseinanderzusetzen. Er ist Grundlage der Effizienz des gesamten Abwehrsystems der alten Stadt.
Die Burg hat eine quadratische Form mit einer dreieckigen Spitze im Nordwesten, die im Militas-Turm endet. Dieser Teil war die Verteidigungs-Zentrale. Im Burginnern, entsprechend den Aufzeichnungen im Dorfplan, starteten zwei Straßen vom Hauptplatz und trafen sich direkt vor dem Militas-Turm. Diese Formation bildete eine zweite Burg in der Burg, die als zweite Verteidigungslinie diente und Unterschlupf bot, sobald die erste Linie gefallen war. Als dritte Verteidigungslinie gilt der Hauptturm nahe der Kirche Groß-Taxiarchis. Im zentralen Turm wurden Nachrichten vom höchsten Berg des Gebietes, dem Merovigli (Bedeutung: Aussichtsturm bei Tageslicht), entgegen genommen. So ist er Grundstock der Verteidigungsanlage.
Der Militas-Turm war bei Angriffen von draußen aufgrund seiner Position am wichtigsten und beschützte die wertvollste Ware bei Belagerungen - das Wasser. Eine Quelle befindet sich im Inneren des Turmes. Eine Leitung führte von der Quelle nach außen, um die Versorgung in ruhigen Zeiten zu vereinfachen. Zudem gab es eine unterirdische Leitung, die eine Verbindung der Quelle mit dem zentralen Turm herstellte. Somit war gewährleistet, dass bei partiellem Verlust der Burg auch in der dritten Verteidigungslinie, dem zentralen Turm, die Wasserversorgung aufrecht erhalten werden konnte.
Das Tor im Militas-Turm wurde erst später errichtet. Möglicherweise diente es als Notausgang. Der Weg auf der Rückseite des Militas-Turms führt zum Dreieck, dass die beiden inneren Wege der Burg vereint. Heute kann man Reste eines anderen Turmes an dem Haus erkennen, das im Winkel der beiden Straßen liegt.
Der Name des Tores zur Burg entstammt dem italienischen Begriff "capitano". Der Ursprung des Namens liegt darin, dass es von den Schifffahrern als das Tor des Kapitäns bezeichnet wurde - also gleichbedeutend ist mit dem Tor des Bürgermeisters. Das Tor wurde so benannt, weil die Wohnung des Kapitäns und des Bürgermeisters direkt über bzw. neben dem Tor lag.
Das kleine Fenster, durch das die Wächter den Eintritt der Gäste beobachteten kann im inneren Teil des Tores besichtigt werden. Die eiserne Tür befindet sich auch heute noch in einem hervorragenden Zustand. Das Tor wurde während der genuesischen Besetzung morgens zum Sonnenaufgang geöffnet und mit Sonnenuntergang geschlossen. Dies geschah nicht nur zu Zeiten von Gefahr und Belagerung, sondern auch in friedlichen Perioden. Grund dafür war, dass es nicht nur Hort für die Seefahrer war, sondern gleichzeitig als militärische Basis der Eroberer genutzt wurde. Das Tor war die einzige Möglichkeit, in die Burg zu gelangen. So konnten die Besetzer ohne größere Umstände alles kontrollieren, was in die Burg gelangte - vor allem Mastix.
Zwei der antiken Kirchen der Stadt befinden sich auf dem Weg in die Burg. Die erste ist Aghios Georgios, die zweite und wesentlich signifikantere Aghia Paraskevi.
Webseite der Burg: www.chioscastle.gr